Rebecca Allen ist die fünfte Preisträgerin des DAM Digital Art Award, der von DAM Projects verliehen wird. Der DDAA ehrt wichtige Pioniere im Bereich der digitalen Kunst und würdigt ihr Lebenswerk. Allen ist dieses Jahr in Ausstellungen im LACMA, Los Angeles, Tate Modern, London, MUDAM, Luxemburg und MoMA, New York vertreten.
Die Begründung der Jury für die Preisträgerin 2023/24:
„Rebecca Allen ist die Preisträgerin des DAM Digital Art Award 2023/24. Wir, die Jury, haben Allen für ihre bedeutenden Beiträge zu den Bereichen digitale Kunst und Computeranimation in den letzten fünfzig Jahren ausgewählt. Allen ist seit Mitte der 1970er Jahre eine digitale Innovatorin, als sie als eine der wenigen Frauen, die im Bereich der Computeranimation arbeiteten, die Bedeutung des menschlichen Körpers als Thema für die technische Entwicklung und als Mittel zur Vermenschlichung (und Politisierung) einer Kunstform, die sich damals weitgehend der Abstraktion verschrieben hatte, herausstellte.
Zu ihren ersten innovativen Arbeiten gehörten Girl Lifts Skirt (1974), eine kurze, mit Lochkarten erstellte Animation, die sich mit dem Sexismus in diesem Bereich auseinandersetzte, und der wegweisende Swimmer (1981), eine der ersten dreidimensionalen Computeranimationen eines menschlichen Körpers in Bewegung. Körper in Bewegung standen im Mittelpunkt ihrer von der Kritik gefeierten Gemeinschaftsvideos der 1980er Jahre, wie etwa die mit der Choreografin Twyla Tharp und dem Musiker David Byrne (The Catherine Wheel, 1982) und der Elektronikband Kraftwerk (Musique Non-Stop, 1986). Diese technologisch bahnbrechenden Projekte zeigten auch Allens Offenheit für medien- und genreübergreifendes Arbeiten und bewiesen ihr Gespür für die weitreichende kulturelle Wirkung digitaler Kunst.
In den frühen 1990er Jahren war Allen eine der ersten, die das Potenzial von Spieltechnologien für interaktive Kunst erforschte, was zur Entwicklung der Emergence-Software mit ihrem Forschungsteam an der UCLA führte, wo sie mehr als dreißig Jahre lang (1986-2019) in verschiedenen Funktionen tätig war, u. a. als Professorin, Vorsitzende des Fachbereichs Design | Media Arts und Gründungs-Ko-Direktorin des UCLA Center for the Digital Arts (CDA). Mit Emergence schuf Allen eine Reihe von Kunstinstallationen mit dem Titel The Bush Soul (1997-99), die es den Betrachtern (über Avatare) ermöglichten, mit einem Joystick durch eine virtuelle Welt zu manövrieren, die auf Gefühlen basiert. Ihr Engagement für Interaktivität setzte sich in VR-Arbeiten wie The Tangle of Life and Matter (2017) fort, die Bewusstsein und Realität erforschen.
Diese Arbeiten reflektieren dabei das Medium selbst und behandeln die für Allens Praxis zentrale Frage: „Wenn wir mehr und mehr Zeit in virtuellen Welten verbringen, was passiert dann mit dem Körper? Wo ist der Körper in der Technologie?“ Indem sie den Körper in ihrer digitalen Arbeit in den Vordergrund stellt, hat sich Allen mit Fragen des Geschlechts, der Identität und der Beziehung des Menschen zur Natur auseinandergesetzt und damit die technische und konzeptionelle Grundlage für andere Künstler geschaffen.“
Tageszeitung, taz, Berlin, 15. Oktober 2024: Link